Irène Wüest

Weg von der Pro & Contra-Diskussion

Geschrieben von Irène Wüest | 13.05.2024

Das bekannte und vertraute Denkschema der Für- und Wider-Argumentation ist für viele Führungskräfte das ultimative Instrument der Entscheidungsfindung. Dabei hat es Tücken, erschwert den Entscheidungsprozess oder führt ihn gar an die Wand.

Pro & Contra führt gerne zu einem Schlagabtausch, bei dem sich die Kontrahenten hinter unterschiedlicher Positionen verschanzen und keinen Zentimeter Boden preisgeben. Auf jedes Pro-Argument folgt ein Contra-Argument, «zu teuer, zu kompliziert, zu …». Es entsteht ein argumentatives Ping-Pong-Spiel, das mit einem Haut-und Haar-Einsatz zementiert wird. Dies führt gerne in eine Sackgasse, weil die Energie in die Auseinandersetzung statt in die Lösungsfindung gelenkt wird.

Die erfolgreichere Alternative 

Diskutieren Sie die Voraussetzungen und Kriterien für einen positiven Entscheid - das führt zu einem lösungsorientierten Denken. Die zentrale Frage heisst dann: Unter welchen Voraussetzungen würden Sie dem Kauf einer neuen Software zustimmen?

Gemeinsam werden Kriterien definiert, unter denen einem bestimmten Vorhaben zugestimmt werden kann. Statt dem üblichen Pro & Contra-Ping-Pong wird nun plötzlich ein anderes Spiel gespielt. Fakten kommen auf den Tisch und die Beteiligten müssen Verantwortung übernehmen.

Niemand kann mehr mauern, sondern muss Stellung beziehen. Zum Beispiel: Ich stimme zu …,

  • wenn die Installation der neuen Software den laufenden Betrieb nicht lahmlegt, weil sie z.B. am Wochenende erfolgt.
  • wenn das Budget nicht überschritten wird.
  • wenn eine Kurzschulung von einem halben Tag ausreicht, um die Software zu beherrschen.

Wenn dann auf das alte Für-und-Wider-Spiel gelenkt werden will, z.B. mit «aber gegen eine neue Software spricht doch, dass …», müssen Sie hartnäckig bleiben und mit «und, unter welcher Voraussetzung würden Sie zustimmen?» kontern.

Mindmaps eigenen sich, um die gesammelten Voraussetzungen abzubilden. Auf diese Weise erhalten Sie am Ende eine Konsensentscheidung und damit die beste Voraussetzung für eine gemeinsame Umsetzung.
Und falls Sie mögen, können Sie am Schluss das Voraussetzungs-Mindmap von allen Beteiligten unterzeichnen lassen. Das erhöht die Verbindlichkeit und besiegelt das «Ja, ich stimme zu».

Fazit
Fragen Sie in einer Gruppe niemals danach, was für und was gegen eine bestimmte Option spricht. Zumindest nicht, wenn es Ihnen darum geht, zu einer Entscheidung zu kommen.

Fragen Sie nach den Voraussetzungen, Umständen und Kriterien, unter denen einem bestimmten Vorhaben zugestimmt werden kann. Damit erhöht sich die Entscheidungsqualität markant.

Quelle: Gunar M. Michael. Tacheles aus der Chefetage.

 

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