Sprache als Führungsinstrument

01.07.2024 - Irène Wüest

Ein Sachverhalt – zwei Wirkungen

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Kurzes Experiment. Zwei Führungskräfte führen je ein Mitarbeitergespräch und präsentieren einen vergleichbaren Sachverhalt in unterschiedlichen Formulierungen.

Führungskraft A

Führungskraft B

Guten Morgen, Kurt

Geht’s gut?
Bitte. (Deutet auf einen Stuhl)

Wasser?

Also es geht heute um, …
Das ist ja ganz gut gelaufen.

Das war gute Arbeit.

Die Projektplanung war in Ordnung
Aber denken Sie nicht auch, man müsste …?

Wo hat es dann dran gelegen?
Ja, schon, ähm …, aber das Problem ist ja, …?

Ich bin gespannt, ob das funktioniert.
Vereinbare doch einen Termin für Freitag.

Da hast du ja noch einiges zu tun.

Dann bis Freitag.

Hallo, Kurt. Schön, dich zu sehen.

Wie geht es dir?

Wollen wir uns setzen?
Möchtest du ein Glas Wasser? (schenkt ihm ein)

Mir ist unser Gespräch heute wichtig, weil …

Ich freue mich sehr über deine gute Arbeit. Insbesondere … (wird konkret). Ich schätze deinen Beitrag sehr.

Was ist dir aus deiner Sicht besonders gut gelungen?
Ja, das sehe ich auch so.

Was liesse sich aus deiner Sicht noch verbessern?
Gute Idee. Leite dies bitte gleich in die Wege.

Prima. Ich bin gespannt auf das Ergebnis. Was denkst du, bis wann kriegst du das hin?

Da sind wir einen guten Schritt weiter.

Danke für unser Gespräch und dein Engagement. Bis am Mittwoch.

Fragen an Sie:

  • Welche Wirkungen entfalten die beiden Gespräche bei Ihnen?
  • In welche Stimmungen kommen Sie beim Lesen der beiden Dialogfragmente?
  • Welche persönlichen Eigenschaften würden Sie der jeweiligen Führungskraft aufgrund ihrer Formulierungen zuschreiben?
  • Welche Handlungen und Schlussfolgerungen würden Sie als Mitarbeitender aus den Gesprächen ableiten?

«Auswertung»

Wir haben es mit einem ungefähr identischen Sachverhalt zu tun, doch die Wirkung der Formulierungen ist unterschiedlich.
Das Gespräch von der Führungskraft A ist im Vergleich weniger gut gelungen, die Wirkung auf den Gesprächspartner eher negativ.

Folgende Eigenschaften könnte man den Aussagen bzw. dem Kommunikationsstil von Führungskraft A zuschreiben:

  • förmlich, kurz angebunden
  • sachlich-distanziert
  • kritisch
  • unverbindlich, zögerlich
  • autoritär/bestimmend
Das Gespräch mit Führungskraft B entfaltet eine deutlich angenehmere Wirkung.
  • kooperativ
  • interessiert
  • zielgerichtet
  • emotional
  • anerkennend

Fazit

Es geht nicht um richtig und falsch. Es hängt u.a. vom Mitarbeitenden ab, welchen Kommunikationsstil der passende ist.
Mit einem guten bis sehr guten Mitarbeitenden funktioniert der Kommunikationsstil der Führungskraft B sehr gut. Nimmt es der Mitarbeitende hingegen mit der Einhaltung von Regeln nicht so genau, kann es durchaus hilfreich sein, das Gespräch etwas bestimmter und distanzierter zu führen, im Stile von Führungskraft A.  

Welchen Sprachgebrauch sie nutzen, hängt primär davon ab, welche Wirkung Sie in einer bestimmten Situation erzielen wollen.

Für das Gros der Mitarbeitergespräche ist allerdings die konstruktive Sprache von Führungskraft B eine gute Ausgangsbasis.
Schliesslich ist der Mensch ein soziales Wesen und schätzt den verbindenden Kommunikationsstil.

Nutzen Sie folglich Ihre Sprache nicht gedankenlos!
Denn … nur die richtigen Worte motivieren, geben Orientierung und spenden Halt.  

Quelle: Gabrisch, Jochen: Führungsinstrument Mitarbeiterkommunikation.

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Topics: Coaching, Kommunikation, Persönlichkeit, Leadership, Mentoring